„Zivilcourage gegen Rassismus“ – Ein starker Auftakt im Zentrum für Zivilcourage
- Fürkan Öztürk
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Eine bewegende Podiumsdiskussion im Rahmen der Aktionswochen gegen Rassismus Frankfurt 2025

Am Abend des 28. März 2025 fand im neu eröffneten Zentrum für Zivilcourage eine Podiumsdiskussion statt, die weit über den Rahmen eines Gesprächsabends hinausreichte. Unter dem Titel „Zivilcourage gegen Rassismus – Erinnern - Handeln - Verändern“ kamen Menschen zusammen, deren Perspektiven und Engagement eindrücklich zeigten, dass Zivilcourage nicht nur in besonderen Momenten sichtbar wird – sondern auch in der Haltung, mit der man dem Alltag, der Öffentlichkeit und der Geschichte begegnet.
Die Veranstaltung wurde im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus Frankfurt durchgeführt. Aufgrund der begrenzten Kapazität war eine vorherige Anmeldung erforderlich. Medien waren nicht eingeladen – der Abend sollte bewusst in einem geschützten, konzentrierten Rahmen stattfinden.
Ein Gespräch, das bleibt
Moderiert von Najima El Hadouchi, Journalistin und Menschenrechtsaktivistin, kamen drei Gäste zu Wort, die in unterschiedlicher Weise für Aufklärung, Erinnerung und Haltung stehen:
Armin Kurtović, Vater von Hamza Kurtović,
Niculescu Păun, Vater von Vili Viorel Păun,
Ismail Erel, Journalist mit fundierter Expertise zur Aufarbeitung rechtsextremer Gewalt.
Die Diskussion zeigte: Zivilcourage ist mehr als spontaner Mut – sie kann auch darin bestehen, den Schmerz öffentlich zu machen, Aufklärung zu fordern und sich langfristig für demokratische Werte einzusetzen.
Zivilcourage gegen Rassismus - Eindrücke des Abends: Eine dichte Gesprächsatmosphäre, berührende Beiträge und Begegnungen voller Respekt und Haltung.
Zivilcourage der Väter – Erinnerung als gesellschaftlicher Auftrag
Armin Kurtović und Niculescu Păun berichteten nicht nur von ihren Söhnen, sondern auch von ihrem eigenen Weg. Seit dem Verlust ihrer Kinder engagieren sie sich mit beeindruckender Ausdauer und Würde für eine kritische Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt und für eine Gesellschaft, die hinschaut, erinnert – und verändert.
Beide Väter leisten damit einen Beitrag, der über das Persönliche hinausgeht: Sie leben Zivilcourage – nicht trotz, sondern gerade wegen des Leids, das sie erfahren haben.
„Diese Welt braucht Menschen wie Tugçe und Vili“, sagte Niculescu Paun – ein Satz, der für viele im Raum weit über diesen Abend hinauswirkte.
Auch Armin Kurtović machte deutlich, dass Erinnerung nicht in Trauer verharren darf, sondern politische und gesellschaftliche Konsequenzen haben muss. Ihr Engagement ist ein stiller, aber kraftvoller Akt der Verantwortung – getragen von Respekt, Ausdauer und einem tiefen Glauben an die Kraft der Öffentlichkeit.
Ismail Erel: Aufarbeitung braucht Differenzierung
Ismail Erel, der seit vielen Jahren zu den zentralen journalistischen Stimmen im Kontext des NSU-Komplexes und des Hanauer Anschlags zählt, betonte die Notwendigkeit klarer, faktenbasierter Aufarbeitung – ohne Pauschalurteile und mit Blick auf gesellschaftlichen Zusammenhalt.
„Nicht jede Person mit einer bestimmten politischen Einstellung ist extrem – aber jede Entscheidung hat Wirkung. Und jede Haltung hat Verantwortung.“
Erel plädierte für eine Erinnerungskultur, die weder moralisierend noch spaltend wirkt, sondern einlädt – zum Verstehen, zum Mitfühlen und zum Mitgestalten.
Zivilcourage – eine Haltung, nicht nur ein Moment
Der inhaltliche Impuls für die Veranstaltung kam von Doğuş Albayrak, Gründer des Tugçe Albayrak Vereins und Initiator des Zentrums für Zivilcourage. Als Aktivist für zivilgesellschaftliche Verantwortung und gesellschaftlichen Zusammenhalt betonte er:
„Zivilcourage ist keine Reaktion auf Ausnahmezustände – sie ist eine Haltung, die uns im Alltag fordert und verbindet.“
Albayrak sieht in der Diskussion keine Einmaligkeit, sondern einen notwendigen Beitrag zur demokratischen Kultur:
„Wir dürfen nicht nur erinnern – wir müssen fragen, wie wir heute handeln. Wie wir Verantwortung teilen. Und wie wir junge Menschen dafür gewinnen, nicht wegzusehen.“
Ein Zentrum, das Haltung Raum gibt
Das neu eröffnete Zentrum für Zivilcourage versteht sich als Lern- und Begegnungsort für alle, die Zivilcourage als gesellschaftliche Praxis verstehen – nicht als heroischen Einzelfall, sondern als dauerhafte Haltung.
„Wir brauchen Orte, die nicht polarisieren, sondern Orientierung geben. Die Menschen nicht bewerten, sondern ermutigen. Genau dafür wurde dieses Zentrum geschaffen.“, so Dogus Albayrak.
In seiner inhaltlichen Ausrichtung ist das Zentrum deutschlandweit möglicherweise einzigartig – weil es nicht belehrt, sondern befähigt. Und weil es Erinnerung, Bildung und Engagement miteinander verbindet.
Fazit: Erinnern verpflichtet – und ermutigt
Der Tugçe Albayrak Verein dankt den Familien Kurtović und Păun, Ismail Erel, Najima El Hadouchi und allen Teilnehmenden für ihre Offenheit, ihr Vertrauen und ihre Haltung.
Zivilcourage zeigt sich im Alltag. In der Erinnerung. Im Aufstehen. Im Zuhören. Und im Miteinander.
Redaktion: Tugçe Albayrak e.V. | Zentrum für Zivilcourage
Veröffentlicht am 3. April 2025 im Rahmen der Aktionswochen gegen Rassismus FrankfurtWeitere Informationen: www.frankfurt-gegen-rassismus.de
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